Der 17. Oktober ist der „Internationale Tag für die Beseitigung der Armut“. service94 über absolute und relative Armut im Jahr 2013
Internationale Gedenktage unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung und Ernsthaftigkeit enorm. Beim Welt-Kissenschlacht-Tag Anfang Februar wird gefeiert bis die Federn fliegen, der Weltküsstag am 6. Juli verursacht Guinnessbuch-reife Knutschorgien.
Der 17. Oktober erinnert an eines der größten Probleme der Menschheit: Armut. Der „Welttag zur Überwindung der Armut“ erinnert daran, dass der Hunger noch immer das größte Gesundheitsrisiko weltweit ist, dass mehr Menschen an Hunger sterben als an AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen und dass relative Armut auch in den Industrienationen ein permanentes Problem ist.
Der Tag für die Beseitigung der Armut geht auf eine Demonstration am 17. Oktober 1987 in Paris zurück. Mehr als 100.000 Menschen hatten sich am Place du Trocadéro versammelt, um für die Rechte der Opfer von Armut, Gewalt und Hunger weltweit einzutreten. Der Versammlungsort war bewusst gewählt: Hier war am 10. Dezember 1984 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Erklärung der Menschenrechte verkündet worden. Das Recht auf Freiheit, Gerechtigkeit, Würde, das Recht auf Frieden in der Welt, auf sozialen Schutz und die Gleichberechtigung von Mann und Frau sind in dieser Erklärung proklamiert.
Der Tag der Beseitigung der Armut ist mit drei Anliegen verbunden:
1. den Widerstand der von Armut betroffenen Menschen gegen Elend und Ausgrenzung zu würdigen; 2. den Not leidenden und ausgegrenzten Menschen Gehör zu verschaffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen; 3. sich mit den Allerärmsten dafür einzusetzen, dass die Rechte aller wirklich für alle gelten.
Absolute Armut in der Welt
Das Ausmaß der Armut in der Welt ist an folgenden Fakten ablesbar:
1,4 Milliarden Menschen sind arm und leben von weniger als 0,85 Euro täglich.
Rund 1,9 Milliarden Menschen auf der Welt haben nicht genug zu essen. Zwar ist die Zahl der Hungernden seit 1990 um 130 Millionen zurückgegangen, aber sie steigt seit 2008 erneut an.
Alle 3,6 Sekunden verhungert ein Mensch. Die große Mehrzahl sind Kinder unter 5 Jahre.
Von den 300 Millionen Kindern, die jeden Abend hungrig einschlafen, sind nur 8 Prozent Opfer einer Hungersnot oder anderer Naturkatastrophen.
Weltweit ist jedes vierte Kind aufgrund der Mangelernährung zu leicht und zu klein.
98 Prozent der Hungernden lebt in den Entwicklungsländern.
Laut WFP (United Nations World Food Programme) kostet es 20 Cent am Tag, ein Kind mit allen wichtigen Vitaminen und Nährstoffen zu versorgen, die es braucht um gesund aufzuwachsen.
Relative Armut in Deutschland
Die in Deutschland herrschende, als „relativ“ bezeichnete Armut ist begründet in Arbeitslosigkeit, zu geringer Entlohnung, Schulden, Bildungsmangel, Trennung / Scheidung / Alleinerziehung, Kinderreichtum, leeren Rentenkassen.
Die Zahl der Menschen, die im reichen Deutschland als arm gelten, wächst. Inzwischen ist jeder sechste Einwohner der Bundesrepublik betroffen; das ist mehr als in den Nachbarländern Frankreich oder den Niederlanden. Die Armutsgrenze liegt in Deutschland bei 940 Euro im Monat. (Dies entspricht 60 Prozent des mittleren Einkommens.)
Trotz Arbeit gelten viele Menschen in Deutschland als arm und beziehen staatliche Zuschüsse. Diese so genannten „Aufstocker“ können von dem Lohn ihrer Arbeit allein nicht leben.
Ein Großteil von ihnen im Niedriglohnbereich, unter anderem im Einzelhandel, in der Pflege, Landwirtschaft und besonders in der Gastronomie.
Ob ein gesetzlich vorgeschriebener Mindestlohn eine Lösung darstellt, wird von der Wirtschaft (erwartungsgemäß) bezweifelt. Wenigstens beim Ausbau der Kita-Plätze herrscht Einigkeit. Damit könnten wenigsten alleinerziehende Mütter den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder verdienen.
Fazit:
Armut ist weiterhin ein nationales und internationales Problem. Die Regierungen der Länder schaffen es trotz vieler Bemühungen nicht, die Armut wirksam und dauerhaft zu bekämpfen. Hilfsorganisationen, durch öffentliche und private Gelder finanziert, werden weiterhin dafür im Einsatz sein, die Folgen der absoluten und relativen Armut möglichst gering zu halten.
Der 17. Oktober ist auch der Geburtstag von Georg Büchner.
Der Literat rief mit der Flugschrift „Der hessische Landbote“ zur Revolution gegen die Unterdrückung der Armen auf und gründete im Kampf gegen die reaktionären Zustände im Großherzogtum Hessen im Frühjahr 1834 die „Gesellschaft der Menschenrechte“.
2013 jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal.