Auf eine Gleichstellung der Geschlechter warten Frauen auch in Deutschland immer noch vergeblich. Unternehmen und Betriebe sind gefordert.

Der internationale Weltfrauentag begeht am 8. März seinen 103. Geburtstag. Ein Grund zum Feiern? Eher nicht. Dass es ihn immer noch gibt, beweist seine enttäuschende Notwendigkeit.
Als der erste internationale Weltfrauentag begangen wurde, war das Frauenwahlrecht das bestimmende Thema. (Auf die Idee, dass Frauen jemals für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen bekommen würden, kam 1911 noch niemand.)
Das Wahlrecht für Frauen wurde jedoch in Deutschland wenige Jahre später, am 30. November 1918 eingeführt. Deutschland zählte damals zu den Vorreitern, erst viel später folgten Länder wie Griechenland (1952), Portugal (1974) und Liechtenstein (1984).
Das zweite große Thema des Weltfrauentags ist die Gleichstellung der Geschlechter als Ausdruck der sozialen Gerechtigkeit. Von einer Chancengleichheit und Gleichbehandlung von Frauen im Hinblick auf die weibliche Karriere kann bis heute keine Rede sein, auch nicht in Deutschland.

Karriere
Nicht nur die deutschen Führungsetagen sind absolut männerdominiert – gerade einmal 12,9 Prozent der Aufsichtsräte in den größten börsennotierten Unternehmen sind weiblich (in den Vorständen findet man sogar nur 4 Prozent) – auch in kleinen und mittleren Betrieben regiert fast immer der Chef.
Als großer Schritt in Richtung Gleichstellung gilt der Beschluss der Regierungskoalition im November 2013.
Union und SPD beschlossen in ihren Koalitionsverhandlungen die Einführung einer Frauenquote von 30 Prozent für die Aufsichtsräte börsennotierter deutscher Unternehmen ab 2016.
Hiermit verbunden ist die Hoffnung, dass sich auch die mittelständischen Unternehmen in der Verantwortung sehen und dazu übergehen, Führungspositionen weiblich zu besetzen.

Bezahlung
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Mitnichten. Immer noch verdienen Frauen überall in Europa weniger als Männer. 2008 wurde deshalb der „Equal Pay Day“, der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen, erstmals in Deutschland durchgeführt und wird seither vom Bundesfamilienministerium gefördert. (Womit die Zeiten, in denen ein Bundeskanzler das Familienministerium als „zuständig für Frauen und das ganze andere Gedöns“ titulierte, endlich Geschichte sind.)
Hintergrund des Aktionstags sind die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen, die in Deutschland seit Jahren nahezu unverändert bei insgesamt 22 Prozent liegen. Die Bundesrepublik bildet damit eines der Schlusslichter in der Europäischen Union, in der Frauen nach jüngsten Statistiken im Durchschnitt 17 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Das Datum des Aktionstags markiert übrigens den Zeitraum, den Frauen über das Jahresende hinaus arbeiten müssen, um auf das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen. Der Equal Pay Day findet in diesem Jahr am 21. März statt. (equalpayday.de)

Maßnahmen für die Gleichstellung der Geschlechter in Betrieben
Welche Maßnahmen können und sollten Betriebe ergreifen, um die gesetzlich verankerte Gleichberechtigung von Mann und Frau umzusetzen?
Gleiches Gehalt für gleiche Arbeit sollte selbstverständlich sein. Ebenso sollte das Angebot von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen in gleichem Umgang an alle Beschäftigten gerichtet sein.
Maßnahmen wie Frauenförderpläne oder Quoten schaffen eine strukturelle Basis für die Gleichstellung der Geschlechter. Angebote, die die speziellen Lebenssituationen von Frauen berücksichtigen, ermöglichen ihnen nicht nur einen schnellen Wiedereinstieg in das Berufsleben nach der Geburt eines Kindes sondern auch berufliche Aufstiegschancen. Zu diesen Angeboten zählen zum Beispiel eine Betriebskita, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, bestimmte Arbeiten von zu Hause aus zu erledigen.
Weiterhin sollten Führungspositionen nicht nach dem Geschlecht sondern nach der Eignung vergeben werden.

Für die service94 GmbH in Burgwedel in Hannover ist die Gleichstellung von Männern und Frauen eine Selbstverständlichkeit. Die Führungskräfte sind in der Mehrzahl weiblich, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein fester Grundsatz.
In unserem Betriebskindergarten arbeitet übrigens an der Seite einer Erzieherin ein Mann. Für das gleiche Gehalt wie seine Kollegin, versteht sich.