Auch wenn es der Spender lieber anders hätte: Verwaltungskosten fallen bei jeder Hilfsorganisation an. Gesprochen wird hierüber ungern.
Wie viel von meinem Geld kommt wirklich an? Die Frage, die sich wohl jede Spenderin und jeder Spender stellt, wird von Hilfsorganisationen freiwillig eher selten beantwortet. Sie wissen, dass ein Verständnis für Verwaltungskosten bei kaum jemandem vorhanden ist. Um ihre Förderer nicht zu verlieren, machen Hilfsorganisationen deshalb aus diesem Thema oft ein Geheimnis.
Dabei ist es selbstverständlich, dass Hilfsorganisationen und Stiftungen Verwaltungskosten haben. Selbst wenn sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der beneidenswerten finanziellen Situation befinden, ehrenamtlich arbeiten zu können, fallen Kosten für die Büros und ihre Ausstattungen an, für Versand und Porto, für Bankgebühren und Versicherungen, für Telefon und Internet.
Um bei der ständig wachsenden Anzahl von Hilfsorganisationen auf sich aufmerksam zu machen, realisieren die Organisationen Werbemaßnahmen und Spendenkampagnen, wofür unter anderem Druck- und Personalkosten anfallen. Auch Marketingaktionen sind teuer – selbst wenn auf den Einsatz von A-Prominenz in der teuersten Werbezeit des deutschen Fernsehens verzichtet wird.
Übrigens muss eine Hilfsorganisation auch für den Erwerb des in Deutschland anerkannten DZI-Spendensiegels tief in die Kasse greifen. Die Kosten für das Siegel können enorm sein, sie liegen teilweise im fünfstelligen Bereich. So belastet der Erstantrag für den Erwerb des Siegels die Kassen der Organisationen mit 1.500 Euro (zzgl. MwSt.), zusätzlich werden weitere Kosten (Zusatzbeträge) anteilig pro Mitglied erhoben.
Ist der Anteil der Verwaltungskosten ein Indikator für die Seriosität einer Hilfsorganisation?
Wie hoch der jeweilige Verwaltungsaufwand einer Organisation ist, hängt von ihrer Struktur, Größe und Ausrichtung ab.
Niedrige Ausgaben für die Verwaltung haben beispielsweise regional tätige Tafeln für Bedürftige – unter der Voraussetzung, dass sie von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt werden und ihnen kostenlose Räumlichkeiten sowie private Fahrzeuge zur Verfügung stehen.
Bei international tätigen Hilfsorganisationen sieht die Sache schon ganz anders aus. Selbst wenn die notwendigen Strukturen im jeweiligen Land bereits bestehen (ihre Schaffung ist mit teils erheblichen Zeit- und Kostenaufwänden verbunden), sind die personellen und logistischen Aufwände für ihre Hilfsleistungen hoch. Es ist hier schier unmöglich, dass die Spende zu 100% an die Bedürftigen geht.
Vor dem größten Dilemma stehen Organisationen, deren Fokus auf Prävention und Aufklärung liegt. Sind die gesamte oder Teile der Bevölkerung Zielgruppe der Hilfsmaßnahmen und heißt das Projekt Information, liegen hohe Verwaltungskosten in der Natur der Sache. Unbestreitbar ist Notwendigkeit dieser Aufklärungsmaßnahmen. Erinnern wir uns an die vom Steuerzahler bezahlte Großkampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (kurz: BZgA, dem Bundesministerium für Gesundheit untergeordnet) im Jahr 1985. Hätte sie nicht an sämtliche 27 Millionen Haushalte in der Bundesrepublik die Broschüre Was Sie über AIDS wissen sollten verteilt und anschließend die langjährige Kampagne Gib AIDS keine Chance ins Leben gerufen, wäre die Zahl der Neuinfektionen mit dem HIV-Virus sicherlich in die Höhe geschnellt. (Der Konjunktiv birgt übrigens ein weiteres Dilemma: Der Erfolg von Prävention und Aufklärung ist schlecht messbar.)
Fazit:
Ein Teil von (fast) jeder Spende an Hilfsorganisationen wird für ihre Verwaltung verwendet. Das liegt in der Natur der Sache. Die Höhe dieses Postens allein macht über die Integrität einer Organisation noch keine Aussage.
Wer mit einer Spende oder einer Mitgliedschaft eine Hilfsorganisation unterstützen möchte, sollte sich über die jeweiligen Aufgaben und Ziele der Organisation ein genaues Bild verschaffen. Transparenz und Offenheit sind ein wichtigeres Merkmal einer Hilfsorganisation als der Anteil der Verwaltungskosten.