Hilfsorganisationen und private Initiativen geben alles, um Versäumnisse der Politik auszubügeln
Die Zahlen werden fast täglich nach oben korrigiert. Bis zu eine Million Flüchtlinge, heißt es jetzt, werden für das Jahr 2015 erwartet, viermal so viele wie im Vorjahr.
Abgesehen von einigen rechten Randgestalten, die ihren Unmut in feigen Brandstiftungen äußern, zeigt sich die deutsche Bevölkerung mit einer Hilfsbereitschaft, die auch im Ausland für Erstaunen und Anerkennung sorgt. Gerade noch das Volk eines Wolfgang Schäuble, der Nazi-Karikaturen über sich ergehen lassen musste und einer Angela Merkel, die an ihrer strikten Position zur griechischen Frage festhielt, ist Deutschland jetzt das Land der großen Wohltäter. Und das, obwohl viele Deutsche eine berechtigte Angst vor den Menschenmengen haben, die von Kriminellen oftmals ungehindert in unser Land geschleust wurden. Menschen aus vielen Teilen der Welt mit und ohne Asylberechtigung.
Viel zu lange zögerte die Politik eine vernünftige Regelung und Kontrolle der Einwanderung heraus; es ist nun Sache der Bevölkerung, die entstandenen Probleme zu lösen.
Dass es dennoch zu einer solch großen Welle der Hilfsbereitschaft gekommen ist, verdient Anerkennung und Respekt.
Jeder fünfte Deutsche hat sich bereits aktiv engagiert, um Flüchtlingen zu helfen. Oftmals am Rande ihrer körperlichen und seelischen Kräfte sind diese Menschen in Deutschland angekommen, mit der Hoffnung, in Europas führender Wirtschaftsnation gute Arbeits- und Lebensbedingungen für sich und ihre Kinder vorzufinden.
Und stoßen auf die so genannte „Willkommenskultur“, ein Massenphänomen, das Tausende Deutsche dazu bewegt, den hilfesuchenden Einreisenden menschenwürdige Verhältnisse zu bieten. Unzählige private Initiativen gründen sich, sie organisieren an Bahnhöfen Schichtdienste, um die Anreisenden mit Wasser und Nahrung zu versorgen. Sie spenden Kleidung, Möbel, Kinderspielzeug; die Woge der Hilfsbereitschaft ebbt nicht ab.
Nationale und international tätige Hilfsorganisationen stehen vor größten Herausforderungen, denn eine derartige Flüchtlingsproblematik hat es seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gegeben. Zu Recht fordern sie die Politik zur Mithilfe auf, es werden zusätzliche qualifizierte Mitarbeiter in der Flüchtlingsbetreuung gebraucht und klare, längerfristige Aufträge seitens Bund, Ländern und Kommunen.
Mit der Klarheit ist es allerdings zurzeit so eine Sache. Das Merkelsche: „Wir schaffen das!“ erinnert doch sehr an das „Yes, we can!“ ihres amerikanischen Kollegen Barack Obama, es entsteht der Zweifels, ob die starken Worte der Zuversicht denn auch in Taten umgesetzt werden können. Der Schaffensdrang unserer Regierung rief nun auch in Brüssel Unmut hervor: Deutschland setzt die EU-Richtlinie und die Richtlinie zur Aufnahme der Flüchtlinge unzureichend um. Das Dublin-Abkommen (es schreibt vor, dass Flüchtlinge in dem EU-Land das Asylverfahren durchlaufen müssen, in das sie als erstes einreisen) wird nicht eingehalten. Ob die Syrer, die hier nun endlich angekommen sind, wieder zurück müssen, um das Asylverfahren in einem anderen Land zu durchlaufen, scheint ungewiss. Politischer Hickhack auf dem schwachen Rücken der Flüchtlinge.
Hoffen wir, dass aus der derzeitigen Euphorie der Hilfsbereitschaft eine echte Solidarität erwächst.
Die Bürgerinnen und Bürger über Hilfsorganisationen und ihre Projekte aktuell zu informieren, ist Aufgabe der Fundraiser.
Bei der service94 GmbH sind rund 200 ausgebildete Fundraiser im täglichen Einsatz. Auch für den Malteser Hilfsdienst, der an mehr als 70 Standorten Hilfe leistet und sich um die Einrichtung von Notunterkünften und Verpflegung der Flüchtlinge kümmert.